Ganzkörper- EMS in Kombination mit GLP-1 - ein Nachhaltiger Ansatz zur Gewichtsreduktion

Perspektiven

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Die Kombination von GLP-1-"Abnehmspritzen" und Ganzkörper-Elektromuskelstimulation (WB-EMS) bietet eine zeitsparende Lösung zur Gewichtsreduktion und Muskelmasse-Erhaltung. Entdecken Sie, wie diese Ansätze synergetisch wirken und eine nachhaltige Körperoptimierung ermöglichen.

Der weltweite Trend um GLP-1 (Glucagon-Like Peptide-1) Rezeptor Analoga und ihre Anwendung also sogenannte "Abnehmspritze" - gewinnt zunehmend an Dynamik und revolutioniert die Landschaft der Gewichtsreduktion.

Ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt, werden diese injizierbaren Medikamente immer häufiger als effektive Methode zur schnellen Gewichtsabnahme eingesetzt. Doch trotz der beeindruckenden Erfolge bei der Reduktion des Körpergewichts gibt es auch kritische Stimmen, die auf negative und/oder kontraproduktive Begleiterscheinungen wie den ausgeprägten Abbau von fettfreier- und Muskelmasse hinweisen. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, rückt die Ganzkörper-Elektromuskelstimulation (EMS) als ergänzende Lösung in den Fokus. Beide Methoden sprechen dabei dieselbe Zielgruppe an: Menschen, die nach effizienten, zeitsparenden Lösungen zur Körperoptimierung suchen. Sowohl GLP-1 als auch EMS bieten schnelle und sichtbare Ergebnisse, ohne den hohen Zeitaufwand traditioneller Diäten oder intensiver Trainingsprotokolle. Sie sprechen vor allem Personen an, die ihre körperliche Gesundheit und Ästhetik verbessern wollen, dabei jedoch auf bequeme, moderne Technologien setzen, um ihre Ziele möglichst effizient zu realisieren. Die Kombination beider Methoden könnte daher besonders attraktiv für Menschen sein, die neben einer nachhaltigen Gewichtsreduktion durch den Erhalt oder Aufbau von Muskelmasse auch die Muskelkraft und -funktion im Blick haben.


Adipositasfälle steigen weltweit an

Weltweit leiden fast ein Milliarde Menschen an einer Adipositas (BMI > 30 kg/m2); die Anzahl wird sich bis 2035 voraussichtlich verdoppeln [1]. Die Prävalenz der Adipositas in Deutschland lag 2022 niedrigen Schätzungen zufolge bei ca. 11 % der deutschen Bevölkerung. Die Krankheitshäufigkeit von Adipositas erhöht sich altersabhängig und erreicht das Maximum nach dem 70. Lebensjahr (Gesundheitsatlas Deutschland des wissenschaftlichen Instituts der AOK). Bekanntermaßen ist Adipositas ein zentraler Risikofaktor unter anderem für Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder unterschiedliche Krebs- und Tumorentitäten [2-5]. Eine neue medikamentöse Therapieoption zur Behandlung der Adipositas sind Glukagon-Like-Peptide-1-Rezeptor Agonisten (GLP-1 RA). GLP-1 RA wurden ursprünglich zur Therapie des Typ-2-Diabetes Mellitus entwickelt und spielen dort eine wichtige Rolle.  Durch den sehr ausgeprägten Effekt auf die Reduktion der Körpermasse haben GLP-1 RA zunehmende Relevanz für das Gewichtsmanagement bei Übergewicht und Adipositas. Wirkstoffe dieser Substanzklasse wie Semaglutid (u.a. „Wegovy®“ Ozempic®) oder Tirzepatid (Mounjaro), das mit seinem dualen Mechanismus auf die Rezeptoren von GLP-1 und GIP (glukoseabhängiges insulinotropes Peptid) einwirkt, zeigen in Zulassungsstudien einen Gewichtsverlust von ca. 15 % (Semaglutide; STEP-1, [6]) und ca. 20 % (Tirzepatid, SURMOUNT-1, [7]) also Dimensionen im Bereich adipositaschirurgischer Eingriffe.


Reboundeffekt nach Abnahme

Allerdings zeigt sich nach Absetzten der pharmakologischen Therapie ein ausgeprägter Rebound Effekt mit rascher Zunahme des Körpergewichtes (STEP-4 [8], SURMOUNT-4 [9]), sodass das Medikament zum Erhalt (oder weiteren Reduktion) des Körpergewichtes wohl lebenslang eingesetzt werden muss. Bei dieser Entwicklung spielt ein zentraler Wirkmechanismus der Substanzen eine wichtige Rolle.  GLP-1/GIP RA reduzieren zwar den Hunger, nicht aber das Ernährungsverhalten. Ein wichtiger Aspekt bleibt dabei zudem meist unerwähnt: Die Gewichtreduktion generiert sich neben einem Verlust an Fettmasse aus einem ganz erheblichen Anteil an fettfreier Masse (LBM). Die STEP-1 Studie (Semaglutid) zeigte bei einem Gewichtsverlust von 15,3 kg eine Reduktion der LBM von knapp 7 kg (45 %). Der Anteil der LBM an der Gewichtsreduktion beträgt bei Tirzepatid (SURMOUNT-1) ca. 26 %, - in beiden Fällen mit dem Referenzstandard [10] Dual Energy X-Ray Absorptiometrie (DXA) erfasst und somit als reliabel anzusehen.

Nun ist die fettfreie Masse nicht unmittelbar mit der Muskelmasse gleichzusetzten, sondern setzt sich aus mehreren Gewebetypen wie Haut, Knochen, Organen, Blutgefäßen etc. zusammen. Auch das Fettgewebe enthält fettfreie Komponenten (ca. 15 %), sodass eine Fettreduktion grundsätzlich auch mit einer Reduktion von fettfreier Masse einhergeht.  Während die Reduktion der fettfreien Masse zu ca. ⅔ durch den Verlust von Muskelmasse erklärt werden kann [11], werden für die hochgradig stoffwechselaktiven Organe (bspw. Leber, Niere, Herz) ebenfalls signifikante Reduktionen berichtet, die sich in einer deutlichen Reduktion des Ruheumsatzes (resting energy expenditure, REE) niederschlagen [11]. Da der REE zumindest bei nicht-athletischen Kollektiven und je nach körperlicher Aktivität 60-80 % des Gesamtenergieumsatzes bestimmt, ist der Erhalt der Muskelmasse, die einen relevanten Anteil des Ruheumsatzes bestimmt, von zentraler Bedeutung zur Vermeidung einer positiven Energiebilanz durch das unveränderte Ernährungsverhaltens nach GLP-1/GIP RA Therapie.


Körperliches Training als Lösung

Verschiedene pharmakologische Therapiekonzepte zum Erhalt der Muskelmasse während Gewichtsreduktion, die konsequenterweise ebenfalls lebenslang applizierte werden müssten, befinden sich derzeit in der Entwicklung müssen aber ihre Effektivität und Sicherheit erst belegen. Betrachtet man die parallele Entwicklung im Spannungsfeld „Sarkopenie“ zeichnet sich eine sichere pharmakologische Lösung dieses Problems aus unserer Sicht in absehbarer Zeit nicht ab. Im Gegensatz dazu, ist ein Erhalt der fettfreien Masse durch ein körperliches Training idealerweise mit adjuvanter Protein- oder Aminosäuren-Gabe auch im diätinduzierten Energiemangelzustand belegt [12, 13]. Daneben wird durch ein körperliches Training, in Gegensatz zu einer (wann auch immer kommenden) pharmakologischen Therapie, auch Muskelkraft und -Funktion verbessert, was insbesondere bei Menschen in höherem Lebensalter, also derjenigen Bevölkerungsgruppe mit der höchsten Adipositas-Prävalenz, ein zentrales Alleinstellungsmerkmal darstellt.

Gleiches gilt für die zeiteffektive und gelenkschonende Trainingstechnologie „Ganzkörper-Elektromyostimulation“ (WB-EMS). Auch hier zeigen unter Energierestriktion durchgeführte Längsschnittstudien über 16-26 Wochen mit und ohne Proteingabe positive Effekte einer WB-EMS Applikation auf den Erhalt der Muskelmasse und -Funktion bei gleichzeitiger signifikanter Gewichtsreduktion [14, 15].

Fazit:

Als Fazit ist somit zu ziehen, dass körperliches Training während und nach GLP-1/GIP RA Therapie ein absolutes „Muss“ darstellt. Die Kombination mit Ganzkörper-Elektromuskelstimulation (WB-EMS) stellt eine perfekte, zielgruppenorientierte Lösung für Menschen dar, die eine effektive, zeitsparende und ganzheitliche Methode zur Körperoptimierung suchen. Während die GLP-1/GIP RA Therapie gezielt den Abbau von Körperfett fördert, kann WB-EMS dafür sorgen, dass die Muskulatur erhalten und sogar gestärkt wird, was den gefürchteten Muskelverlust während der Gewichtsabnahme verhindert. Diese Synergie ermöglicht nicht nur eine schlankere Silhouette, sondern auch eine straffere und kräftigere Körperstruktur, sowie eine Verbesserung gesundheitsrelevanter Größen und der Alltagskompetenz.

Für Personen, die in ihrem Alltag wenig Zeit und Enthusiasmus für umfangreiche Trainingsprogramme oder komplizierte Diäten haben, bietet die Kombination aus beiden Ansätzen eine besonders attraktive Lösung. Sie verbindet medizinische Fortschritte mit innovativer Trainingstechnologie, um schnelle, sichtbare Ergebnisse zu erzielen, ohne dabei die langfristige Gesundheit und körperliche Stabilität zu vernachlässigen. So entsteht ein ganzheitlicher Ansatz, der gezielt auf die Bedürfnisse einer modernen, gesundheitsbewussten Zielgruppe abgestimmt ist.


Prof. Dr. Wolfgang Kemmler

Prof. Dr. Wolfgang Kemmler ist Forschungsdirektor am Institut für Medizinische Physik der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Der Trainings- und Sportwissenschaftler gilt als ausgewiesener Experte in der trainingswissenschaftlichen Interventionsforschung sowie im Bereich alternative Trainingstechnologien mit Schwerpunkt Ganzkörper-Elektromyostimulation.


Literaturverzeichnis:

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  2. Avgerinos KI, Spyrou N, Mantzoros CS, Dalamaga M. Obesity and cancer risk: Emerging biological mechanisms and perspectives. Metabolism. 2019;92:121-35.
  3. Powell-Wiley TM, Poirier P, Burke LE, Despres JP, Gordon-Larsen P, Lavie CJ, et al. Obesity and Cardiovascular Disease: A Scientific Statement From the American Heart Association. Circulation. 2021;143(21):e984-e1010.
  4. Ruze R, Liu T, Zou X, Song J, Chen Y, Xu R, et al. Obesity and type 2 diabetes mellitus: connections in epidemiology, pathogenesis, and treatments. Front Endocrinol (Lausanne). 2023;14:1161521.
  5. Seravalle G, Grassi G. Obesity and hypertension. Pharmacol Res. 2017;122:1-7.
  6. Wilding JPH, Batterham RL, Calanna S, Davies M, Van Gaal LF, Lingvay I, et al. Once-Weekly Semaglutide in Adults with Overweight or Obesity. N Engl J Med. 2021;384(11):989-1002.
  7. Jastreboff AM, Aronne LJ, Stefanski A. Tirzepatide Once Weekly for the Treatment of Obesity. Reply. N Engl J Med. 2022;387(15):1434-5.
  8. Rubino D, Abrahamsson N, Davies M, Hesse D, Greenway FL, Jensen C, et al. Effect of Continued Weekly Subcutaneous Semaglutide vs Placebo on Weight Loss Maintenance in Adults With Overweight or Obesity: The STEP 4 Randomized Clinical Trial. JAMA. 2021;325(14):1414-25.
  9. Aronne LJ, Sattar N, Horn DB, Bays HE, Wharton S, Lin WY, et al. Continued Treatment With Tirzepatide for Maintenance of Weight Reduction in Adults With Obesity: The SURMOUNT-4 Randomized Clinical Trial. JAMA. 2024;331(1):38-48.
  10. Buckinx F, Landi F, Cesari M, Fielding RA, Visser M, Engelke K, et al. Pitfalls in the measurement of muscle mass: a need for a reference standard. J Cachexia Sarcopenia Muscle. 2018;9(2):269-78.
  11. Bosy-Westphal A, Kossel E, Goele K, Later W, Hitze B, Settler U, et al. Contribution of individual organ mass loss to weight loss-associated decline in resting energy expenditure. Am J Clin Nutr. 2009;90(4):993-1001.
  12. Miller CT, Fraser SF, Levinger I, Straznicky NE, Dixon JB, Reynolds J, et al. The effects of exercise training in addition to energy restriction on functional capacities and body composition in obese adults during weight loss: a systematic review. PLoS One. 2013;8(11):e81692.
  13. Stiegler P, Cunliffe A. The role of diet and exercise for the maintenance of fat-free mass and resting metabolic rate during weight loss. Sports Med. 2006;36(3):239-62.
  14. Bellia A, Ruscello B, Bolognino R, Briotti G, Gabrielli PR, Silvestri A, et al. Whole-body Electromyostimulation plus Caloric Restriction in Metabolic Syndrome. Int J Sports Med. 2020;41(11):751-8.
  15. Willert S, von Stengel S, Kohl M, Uder M, Kemmler W. Effects of Whole-Body Electromyostimulation and Lifestyle Modifications on the Metabolic Syndrome in Premenopausal Overweight Women. A Randomized Controlled Trial. Dtsch Z Sportmed. 2024;75:72-8.

Bildnachweis: New Africa - stock.adobe.com

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