Ganzkörper-EMS-Training bietet eine effektive und zeitsparende Lösung zur Prävention und Therapie von Muskelschwund und Sarkopenie, insbesondere für ältere oder wenig sportaffine Menschen. Mit individueller Betreuung in einem 1:1- oder 1:2-Setting wird eine hohe Reizintensität erreicht, die Muskelmasse, -kraft und -funktion fördert, während es gelenkschonend und weniger belastend als traditionelles Krafttraining ist. Studien belegen die Wirksamkeit von EMS im Alter, insbesondere in Bezug auf Muskelaufbau und -erhalt.
Der Alterungsprozess des menschlichen Körpers zeigt sich nicht nur an faltiger Haut und grauen Haaren. In der Jugend und im jungen Erwachsenenalter nehmen Muskelmasse und -stärke normalerweise zu und erreichen Maximalwerte, stagnieren in der Mitte des Lebens und nehmen mit fortschreitendem Alter wieder ab.
Ganzkörper EMS-Training bietet eine einfache und wirksame Möglichkeit, bereits früh und gezielt mit dem Aufbau und Erhalt von Muskelmasse und -funktion zu beginnen, denn dies ist die Voraussetzung, um Muskelschwund im Alter oder einer Sarkopenie entgegenzuwirken. Durch Muskelerhalt und -aufbau lässt sich die Lebensqualität auf Dauer erhalten. [4, 5].
Ausmaß und Ursachen des altersbedingten Muskelschwunds
Der Alterungsprozess ist mit einem generalisierten und fortschreitenden Verlust an Muskelmasse und -kraft verbunden. Ab dem 50. Lebensjahr nimmt die Muskelmasse um rund 1–2 % und die Muskelkraft um 1,5–5 % pro Jahr ab [1]. Der Verlust der schnellzuckenden Typ-2-Muskelfasern schreitet dabei besonders rasch voran [2]. Damit verbunden ist eine Abnahme der funktionellen Leistungsfähigkeit, was sich beispielsweise durch Schwierigkeiten beim Gehen, Aufstehen oder Tragen äußert. Die Mobilität und Selbständigkeit werden zunehmend beeintrachtigt [2].
Verantwortlich für den Muskelschwund sind eine Vielzahl an komplexen altersbedingten Prozessen, u. a.:
- Veränderungen im Hormonhaushalt
- Veränderungen der Muskelproteinsynthese und des -abbaus
- Neurodegeneration
- Zunahme entzündlicher Faktoren
- Insulinresistenz
- Verringerung der Anzahl und Aktivierung von Satellitenzellen
- Oxidativer Stress
Faktoren, die den Muskelanabolismus fordern, wie der insulinähnliche Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) oder Testosteron, nehmen ab. Faktoren, die zum Abbau der Skelettmuskulatur beitragen, wie entzündliche Zytokine, nehmen zu. Im Alter lagert sich zudem Bindegewebe und Fett vermehrt in und um die Muskeln ab [2-4].
Sarkopenie: Definition und Messmethoden
Von Sarkopenie spricht man im Allgemeinen bei einem übermäßigen, progressiven, generalisierten Verlust der Muskelmasse,-kraft und -funktion. Sarkopenie gilt heute als Skelettmuskelerkrankung, welche auf nachteiligen Muskelveränderungen beruht, die im Laufe des Lebens auftreten.
Unter Senior:innen ist Sarkopenie verbreitet, wobei die Prävalenz/Häufigkeit mit zunehmenden Alter steigt. Aber auch jüngere Menschen können daran erkranken [5, 6]. Sarkopenie gilt als „primär“ (oder altersbedingt), wenn über das Altern hinaus keine andere spezifische Ursache für den Muskelschwund erkennbar ist. Liegen andere ursachliche Faktoren vor (oder auch zusätzlich zum Altern) gilt sie als „sekundär“. Dazu zählen systemische Erkrankungen wie z. B. Krebs, endokrine, neurologische und insbesondere entzündliche Erkrankungen [5]. Zudem fordern körperliche Inaktivität, etwa aufgrund sitzender Lebensweise oder krankheitsbedingter Immobilität, sowie eine schlechte Ernährung mit unzureichender Energie- und/oder Proteinaufnahme die Entstehung von Sarkopenie[4, 5].
Folgen der Sarkopenie
Sarkopenie geht mit einer Reihe von negativen, oft schwerwiegenden, Folgen einher. Für Betroffene wird die Alltagsbewältigung zunehmend zum Problem. Sarkopenie führt zu einem erhöhten Sturzrisiko [7, 8] zur Beeinträchtigung der Mobilität [9] und einem fortschreitenden Verlust der Selbständigkeit [10] und Lebensqualität [11, 12]. Sarkopenie ist eine Hauptursache des geriatrischen Syndroms Frailty (Gebrechlichkeit) [13] und assoziiert mit Osteoporose [12], Typ-2-Diabetes [14], Herzerkrankungen [15], Atemwegserkrankungen [16] und kognitiver Beeintrachtigung [17]. Mit Sarkopenie einhergehen letztlich Behinderungen [5], Hospitalisierungen [18], Pflegebedürftigkeit [19] und eine um das 3,6-fache erhöhte Mortalitat [7].
Prävention und Therapie von Muskelschwund im Alter/Sarkopenie
Als wirksamste Intervention zur Prävention und Therapie von normalem und übermäßigem (Sarkopenie) altersbedingtem Muskelschwund gilt körperliche Aktivität, speziell Krafttraining – so auch in den Leitlinien empfohlen. Es verbessert die Muskelkraft, Muskelmasse und körperliche Leistungsfahigkeit. [4, 6]
Um eine Sarkopenie bestmöglich zu verhindern oder zu verzögern, sollte die Muskulatur in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter maximiert, im mittleren Alter erhalten und der Muskelverlust im höheren Alter minimiert werden [5, 20]. Ein regelmäßiges Krafttraining im mittleren bis ins hohe Alter kann den Muskelabbau verlangsamen, Sarkopenie vorbeugen und die körperliche Funktionsfähigkeit, Mobilität, Selbständigkeit sowie Lebensqualität langer erhalten.
Ganzkörper EMS-Training ist eine ideale Präventions- und Therapieoption bis ins hohe Alter
Nicht alle älteren Menschen sind in der Lage die vergleichsweise hohe Reizintensität, die beim Krafttraining für einen guten Muskelaufbau und -erhalt nötig ist, zu erreichen oder ein herkömmliches hoch-intensives Krafttraining durchzuführen. Ferner lehnen viele Menschen ein mehrmaliges Krafttraining pro Woche ab. Neben mangelnder Motivation und Bequemlichkeit spielt Zeitmangel häufig eine große Rolle. [21, 22]
Für diese Gruppe der wenig sportaffinen oder bereits geschwächten Menschen ist Ganzkörper EMS-Training eine attraktive und effektive Option [21, 22]. Sie überwindet die Herausforderungen und Hürden gegenüber konventionellem Krafttraining zum Muskelaufbau – von Jung bis Alt
Die Anwendung findet unter individueller Betreuung in einem 1:2- oder 1:1-Setting statt und ist mit 1-mal pro Woche ca. 20 Minuten ein zeitsparendes Verfahren, bei dem der Effekt leichter, unterschwelliger Körperübungen auf ein effektives Maß verstärkt und eine hohe Reizintensität erreicht wird. EMS-Training sorgt zudem für eine unmittelbare, kontinuierliche Rekrutierung der Typ-2-Muskelfasern [21-24]. Da keine Gewichte eingesetzt werden, ist Ganzkörper EMS-Training besonders gelenkschonend und subjektiv weniger beanspruchend.
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Ganzkörper EMS zur Prävention und Therapie von altersbedingtem Muskelschwund und Sarkopenie konnte in verschiedenen Studien belegt werden. Unter anderem zeigte sich ein positiver Einfluss auf die Muskelmasse, -kraft, -funktion, die funktionelle Leistungsfähigkeit und das Bauchfett [25-29]. Auf molekularer Ebene sorgt die EMS für die Modulation von Faktoren, insbesondere IGF-1, die die Muskelproteinbiosynthese fordern, den -abbau hemmen und Satellitenzellen aktivieren [30, 31].